Cider aus Hardanger hat in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt. Olav Bleie & Alde gehören zu den Pionieren, die Hardanger zu einem immer beliebteren Reiseziel für Cider-Liebhaber gemacht haben.
Olav Bleie hatte eine Vision: Wenn man "Hardanger" hört, soll man zuerst an Cider denken – und erst dann an Fjorde und Berge. Seit der Gründung von Alde im Jahr 2014 ist aus dieser Idee eine Erfolgsgeschichte geworden. Nicht nur für Bleies Ciderie, sondern für ganz Hardanger. Heute entwickelt sich die Region rasant zu einem internationalen Cider-Reiseziel.
„Es ist unglaublich schön, zu sehen, dass diese Vision Früchte trägt. Noch schöner ist, dass nicht nur ich Erfolg habe, sondern auch meine Kolleginnen und Freunde“, sagt Bleie.
Generationen von Erfahrung
Als Bleie 2014 nach Hause zurückkehrte, um mit der Ciderproduktion zu beginnen, lag der landesweite Verkauf norwegischen Ciders bei rund 25.000 Litern. Heute produziert Alde allein über 100.000 Liter Hardanger Cider jährlich. Hinzu kommen 10.000–20.000 Flaschen Eis-Cider und 50.000–60.000 Flaschen Apfelsaft. Eine rasante Entwicklung in nur zehn Jahren.
„Ich fühle mich sehr privilegiert, Teil dieses Aufbaus in Hardanger zu sein. Mein Ziel war es immer, etwas Dauerhaftes zu schaffen – etwas, das meine Kinder übernehmen können, wenn sie alt genug sind.“
Olav ist keineswegs die erste Generation, die den Hof Bleie bewirtschaftet. Die Frucht- und Ciderproduktion lernte er von seinem Vater Lars, der sie wiederum von seinem Vater Olav gelernt hatte. Die Tradition reicht weit zurück. Auch wenn der Cider in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat, ist er alles andere als neu.
Fruchtiger, frischer und „crispy“ Cider auf Weltniveau
Dass die besten Äpfel und der beste Cider gerade aus Hardanger kommen, ist kein Zufall. Bereits im 13. Jahrhundert segelten Mönche entlang der norwegischen Küste in die spektakulären Fjorde. In Hardanger fanden sie ein ideales Klima für hochwertigen Obstanbau. Der Hof Bleie liegt 1.200 Meter unter dem Folgefonna-Gletscher. Das Zusammenspiel von Gletscher, engem Fjord und steilen Bergen sorgt für ein einzigartiges Mikroklima – perfekt für Äpfel.
„Das sorgt dafür, dass wir einen der fruchtigsten, frischesten und „crispiesten“ Cider der Welt bekommen.“
Und wenn wir schon von Geschichte und Generationen sprechen: Der Name "Alde" ist nicht zufällig gewählt.
„Alde ist ein sehr altes Wort für Apfel und Frucht. Es stammt aus dem Altnordischen und lebt hier bei uns in Ortsnamen weiter. Deshalb habe ich diesen Namen für meinen Cider gewählt – er steht für Geschichte und Tiefe.“
Ausgezeichnete Qualität
Fast jeder Hof in Hardanger hat irgendwann einmal Cider produziert. Doch erst eine Gesetzesänderung machte es möglich, diesen auch zu verkaufen. Vorher wurde der Cider meist auf dem Hof ausgeschenkt, für Freunde und Besucher. Schon im 18. Jahrhundert gab es regionale Cider-Wettbewerbe. Doch erst jetzt erlebt die Produktion eine neue Blütezeit.
Guten Cider zu machen, ist alles andere als einfach. Doch Olav Bleie und etwa 25 weitere Produzenten in Hardanger haben das Handwerk perfektioniert. Viele von ihnen sind inzwischen national und international preisgekrönt. Bleie selbst gewann Gold bei der Weltmeisterschaft für Cider – als bester unter 91 Teilnehmern aus 13 Ländern.
Im September werden die Äpfel von den steilen Hängen des Sørfjords von Hand geerntet. Sie werden zu Most gepresst, mit Zucker und Hefe in große Edelstahltanks gefüllt und fermentiert.
„Nach kurzer Zeit beginnt die Gärung. Es blubbert überall im Raum – das ist Musik in meinen Ohren.“
Wenige Wochen später hat die Hefe den Zucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Danach wird der Cider gefiltert und in Flaschen abgefüllt.
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Hardanger als neue Cider-Destination
Einige Monate später kommen tausende Touristen aus aller Welt nach Hardanger. Seit Jahrhunderten zieht die Region Reisende an – wegen Fjorden, Gletschern, steilen Bergen und tosenden Wasserfällen. Doch mittlerweile spielt der Cider für viele Besucher eine ebenso große Rolle. Vielleicht ist er nicht immer der Hauptgrund für die Reise, aber häufig das Zünglein an der Waage.
„In dieser Landschaft zu stehen, mit dem Fjord zu Füßen und dem Gletscher über sich, in guter Gesellschaft und mit einem kühlen, prickelnden Cider in der Hand – das wollen immer mehr Menschen erleben.“
„Ich merke, dass die Norweger unsere Produkte heute viel besser kennen. Sie wissen, was Cider ist, haben Favoriten und probieren gern Neues. Die internationalen Touristen sind noch nicht ganz so weit, aber es werden jedes Jahr mehr. Und die Reaktionen sind sehr positiv“, sagt Bleie.
Neues Leben für die Dörfer
In Norwegen wird es zunehmend schwieriger, einen Hof wirtschaftlich zu betreiben. Viele Bauernhöfe wurden aufgegeben, die Menschen zogen in die Städte. Auch in Hardanger war das so – doch nun beginnt eine Trendwende.
„Viele Gebäude standen leer, die Farbe blätterte von den Wänden. Aber der Cider hat diese Entwicklung in Hardanger verändert.“
Der wachsende Cider-Markt macht Obstbau wieder rentabel. Immer mehr Menschen ziehen zurück, übernehmen die Betriebe und lassen die kleinen Dorfgemeinschaften in der Region wieder aufleben. Bleie und Alde sind ein gutes Beispiel: Heute gibt es sechs feste Arbeitsplätze.
„Man gestaltet sich das Dorfleben, das man sich selbst wünscht. Unsere Arbeit macht einen echten Unterschied. Wenn der Trend erstmal leicht nach oben zeigt, kommt oft eine positive Spirale in Gang. Heute ist diese Spirale real. Die Leute reden positiv über die Produkte, kreative Menschen kehren zurück. Das schafft eine hoffnungsvolle Zukunft – und das ist fantastisch, sagt der Cider-Weltmeister aus Bleie.
Wussten Sie, dass "Cider aus Hardanger" – ähnlich wie "Champagner" oder "Chablis" – das erste norwegische Alkoholprodukt mit geschützter geografischer Angabe ist? Der Cider zeichnet sich durch einen leichten, säuerlichen und aromatischen Apfelgeschmack aus, der den hervorragenden Wachstumsbedingungen und langen Traditionen zu verdanken ist.